Einem Tipp von Zara folgend steuern wir nun Simena an. Wie bereits öfter verlassen wir die Hauptstrasse und folgen lange Zeit einer schmalen Bergstraße, die uns durch ein weites, aber in sich abgeschlossenes bergumgebenes Tal schliesslich in eine kleine Bucht führt. In der Bucht liegt ein winziges Dörfchen, das bis vor kurzem wohl eines der vielgesuchten und kaum zu findenden idyllischen Fischerdöfchen war, nun aber eben diese Idylle auf allen möglichen Wegen touristisch vermarktet; mit den bekannten Nebenwirkungen.
Etwas von dem Charme hat trotzdem noch. Zentral liegt der winzige Hafen, dahinter ein kleiner Dorfplatz, um den sich zwei drei einfache Restraurants, die Wasserpolizei, eine Moschee und einer von zwei Dorfminimärkten drängen. Die Bucht von Simena ist etwas zurückversetzt, vor ihr ragen fast wie in Südostasien noch einige baumbewachsene felisge Hügel aus dem Meer und direkt links vom Dorfplatz beginnt die Nekropole der alten lykischen Stadt. Ein Teil des Lykia Yolu führt hier entlang und genau den finden wir auch. Jedenfalls nachdem wir uns einige hundert Meter direkt durch die zwischen Dorngestrüpp liegende Nekropole an der Bucht entlang geschlagen haben und uns dann an einem idyllischen Privathafen wiederfinden. Querfeldein schlagen wir uns über verwilderte Terassengärten durch die Büsche und Felsen, immer den durch vom Matsch des roten Bodens eindeutig gekennzeichneten Ziegenpfaden hinterher. Begleitet werden wir vom Dorfplatz aus von einer streunenden und vermutlich besitzerlosen Hündin von der Rasse, von der die Hirtenhunde in der Türkei sind. Groß, langbeinig, beiges Fell und schwarzer Kopf. Beide haben wir schnell Freundschaft mit ihr geschlossen und sie begleitet uns mehrere Kilometer weit, bis sie vom aggressiv vorgehenden Hund eines Bauern vertrieben wird, ohne dass wir etwas dagegen unternehmen können.
Seufzend setzen wir unseren Weg zur Burg ohne sie fort und kaum haben wir die letzte Anhöhe erreicht und erhaschen einen Blick auf die Anlage reisst der Himmel auf und statt des erwarteten Platzregens haben wir bald den schönsten blauen Himmel mit Sonnenschein und Regenbogen und allem drum und dran.
Unser mitgerachtes Picknik verzeheren wir als einzige Gäste auf der obersten Stufe des Theaters und machen uns dann auf den Rückweg, um eine der wenigen Gelegenheiten zu nutzen, direkt in einem Ort einen Stellplatz gefunden zu haben und dort in einem Restaurant mit Meerblick zu Abend essen, Mails abzurufen und ein paar Blogbeiträge hochladen zu können.
Der Minimarktbesitzer, hinter dessen Laden wir stehen dürfen, ist übrigens nicht nur eine Art türkischer Freak, der im Hinterraum seines Laden raucht wie ein Schlot, dazu an einem Strohhalm nuckelt, der in einem Bier steckt und zum bis zum Bauchnabel offen getragenen Hemd, aus dem die weißen Brusthaare quellen, alte Segeltuchschuhe kombiniert, der Alte hat sein Dorf als einziger Kartenlesegerätbesitzer auch voll im Griff. Nur er kann Visakarten lesen und so müssen alle anderen Geschäftsleute sein Gerät benutzen und ihm eine fette Kommission zahlen, wenn sie Visa als Zahlungsmittel akzeptieren. Monopolist trifft Althippie. Irgendwie muss sich das aus politischen Gründen in der Türkei besonders teurer Bier eben finanzieren…
Zum Abschied kommt die Hündin nochmals vorbeigeschnüffelt und es beginnt eine etwa zehnminütige Abschiedsszene zwischen Robert und dem Hund, die ihren Höhepunkt erreicht hat, als beide erschöpft auf dem Boden liegen und sich in die traurigen Augen blicken.