Seit Tagen drängele ich Robert, mal freundlich, mal ärgerlich, dass wir endlich loskommen mögen. So lange, bis er ganz müde und kraftlos wird und sich total verweigert. Ich will jetzt weg. Na klar kann man auch alles totregeln und durchplanen, aber dann werden wir nie loskommen. Irgendwann entstehen für jedes gelöste Problem zwei neue. Der Kraftaufwand, um von 90 zu 100% zu kommen steigt nicht linear, sondern exponentiell. Irgendwann will auch er dringender los, als weitere Planungsschritte zu unternehmen. Ist aber auch gemein, denn tatsächlich hatte ich viel mehr Zeit, um meine persönlichen Dinge so zu regeln, dass erstmal wieder ein Überblick möglich war. Und die meisten Dinge am Magirus hat auch Robert gemacht. Das hat Zeit und Kraft gekostet.
Seis drum, wir packen also jeder einen Stapel mit Dingen, die mitsollen.
Die Stapel sehen zwar erstmal groß aus, aber jetzt auch wieder nicht riesig. Wir tragen am Ende 8 große und kleine Taschen aus der Wohnung. Zwar sind wir nicht ganz zufrieden mit unseren Minimalismus-Künsten, aber es ist OK. Das böse Erwachen kommt allerdings noch. Denn als wir beim Magirus ankommen und ich munter alles einräumen möchte, fällt uns auf, dass der dicke Kerl mit allem, was wir in den letzten Monaten gefunden und gekauft haben vollgeräumt ist. Jede Schranktür, die wir öffnen enthüllt neue Berge. So ist es nichts mit einräumen, stattdessen räumen wir erstmal aus. Robert bringt die Wasserpumpe in Schwung, was inklusive Reinigung der Wassertanks am Ende auch 5 statt wie erwartet 2 Stunden dauert.
Ich renne derweil gefühlte 100 Mal rein und raus aus dem Magirus und fördere auf einer 4 mal 4 Meter großen Plane die ganze Wahrheit zutage. Unser beider Augen weiten sich zunehmends vor Staunen, was da alles herauskommt. Am Ende ist kaum ein Zentimeter der Plane mehr frei.
Dann beginnen wir, den Dicken wieder einzuräumen. Morgens um 4 geben wir beide erschöpft auf. Immerhin, 80% des Krams ist drinnen und die Pumpe läuft. Allerdings bildet sich tropf tropf nun eine kleine Pfütze unter dem Magirus. Sollte es etwa einen Grund gegeben haben, warum Ekki, der Vorbesitzer, einen der beiden Wassertanks leer gelassen hat? Naja, macht nichts, ein Tank reicht dicke aus und der andere wird sich irgendwann leergetropft haben.
Morgens wachen wir nach 4 Stunden Schlaf beide zerknittert auf. Das Gas ist noch nicht wieder angeschlossen, deshalb trinken wir am ersten Reisetag unseren Kaffee in Großziethen vorm Netto-Bäcker auf dem Parkplatz und füttern die Spatzen mit Krümeln. Irgendwie sind wir dabei sehr glücklich. Dann mit neuer Kraft den Rest des Zeugs gepackt und schwupp kanns weitergehen zur nächsten Baustelle nach Brandenburg, wo wir weiteres Zeug aus Guidos Halle nehmen werden, weil der ja den Platz braucht, weil er dort Hochzeit feiern will.
Schmolle hilft uns dabei ein bisschen und erzählt dabei die ganze Zeit Geschichten aus Frankreich, wo er gerade 4 Wochen war. Am Ende sind wir sehr froh, dass er die leeren Getränkekisten und den Schrott und das Holzregal und, ein wenig brummig, das alte Abwaaserfass mitnimmt und verabschieden uns herzlich von ihm und vom anderen Guido, der sein Mobil fertig hat und auch bald 2 Wochen Testfahrt macht.