Hinter Antalya dann die Überraschung. Hier beginnt Lykien und für uns eine fast 4 Wochen dauernde Reise durch immer neues Wunderland. Eigentlich wollten wir nun zügiger fahren um nach Griechenland zu kommen, aber die Berg- und Waldwelten, die Strände und Buchten, die Menschen und uralten Städte halten uns gefangen.
Alles beginnt damit, dass ich bereits in Berlin von einem Ort gelesen hatte, an dem Menschen in Baumhäusern wohnen und Strände nicht verbaut werden dürfen, weil dort eine Meeres-Schildkrötenart, Caretta Caretta, ihre Eier ablegt. Da will ich nun hin, es ist einer der wenigen Orte der Türkei, die ich unbedingt anfahren möchte, ganz genau weiß ich auch nicht warum. Ich vermute hier unberührte Natur, aber auch Menschen, die ein alternatives Leben führen. Und genau das treffen wir auch an.
Zwar hat auch in Lykien der Tourismus viele Orte fest im Griff, aber im Großen und Ganzen ist es ein eher moderater alternativer Tourismus, Wanderreisende, Backpacker, Ruhesuchende, Yogaschüler und ein paar Freaks. Und im Winter, das ist ganz oft unser großes Glück in diesen Tagen, sind vom Tourismus fast nur noch die Pensionsschilder, viele leerstehende Restaurants und Apartments und Minimärkte zu sehen. Das erlaubt uns, den Maggi meistens direkt dort abzustellen, wo wir es wünschen und an den schönsten Orten zu verweilen. Statt zügig zu fahren verringert sich unser Reisetempo nun auf etwa 80km in 4 Tagen und wir genießen diese neue Langsamkeit.
Immer wieder müssen wir in diesen Tagen nun auch heftige und über mehrere Tage anhaltende Regenstürme hinnehmen, die alles im Maggi klamm und feucht werden lassen. Aber dem können wir auch viel Gutes abgewinnen, denn in den höheren Lagen wird der Regen zu Schnee und manches Mal haben wir das komplette Bergpanorama um uns herum erst entdeckt, nachdem die Wolken und der Nebel abgezogen waren und wunderbar leuchtende verschneite Berggipfel freigegeben haben.
In Cirale bleiben wir gleich 5 Tage und baden am letzten Tag mehrmals bei schönstem Sommerwetter. Wir laufen den Kiesstrand auf und ab, waten durch die glasklaren reißenden Flüsse, die sich hier ins Meer ergießen, finden die teils überwuchterte Ruinenstadt Olympos, die sich am Westende des Strandes befindet, verwunschen und wunderschön und sind uns selbst genug.
An einem Morgen, kurz vorm Frühstück, ruft es auf Deutsch von hinten Hallo Hallo und Zara taucht hinter dem Maggi auf, gefolgt von Eren, ihrem Lebensgefährten. Sie sind auf dem Weg ans andere Ende der Bucht, um Avocados abzuholen, die ein Freund im Garten geerntet hat. Wir unterhalten uns kurz und Zara beschließt schnell, nicht nur unserer Einladung zum Tee zu folgen, sondern auch das mitgebrachte Lunch hier bei uns zu essen. So sitzen wir dann zusammen vorm Maggi an unserem Klapptisch im Sonnenschein und ich versuche mit unseren Mitteln, einen türkischen Cay zu zaubern (was nicht besonders gut gelingt) und wir stellen Oliven und Käse und Brot auf den Tisch und Zara und Eren packen Schafskäse und weitere Oliven und Frühlingszwiebeln dazu.
Wir verstehen uns gut und obwohl wir eigentlich heute weiterfahren wollten, um uns ein schönes Plätzchen zum Weihnachtsfest zu suchen, bleiben wir spontan da und gehen ein Stück weit mit Zara und Eren wandern. Sie zeigen uns die schönste Stelle der Bucht und wir gehen baden und nochmal baden und lassen uns auf einem warmen Stein liegend von der Sonne trocknen. Wunderbar!
Schliesslich laden uns die beiden ein, am kommenden Tag mit ihnen in Zaras Haus in Olympos zu Frühstücken und wir nehmen gerne an. Am nächsten Morgen springen wir noch ein letztes Mal ins Meer und machen uns dann auf den Weg.