Türkei Saklikent

Obwohl Patara uns so gut gefallen hat, wird es auch hier nach einigen Tagen Zeit aufzubrechen und weiterzufahren. Wir wählen als nächsten Ziel das Weltkulturerbe Xanthos, eine weitere uralte lykische Ausgrabungsstätte, können uns aber nicht weiter dafür erwärmen und steuern eine Schlucht in der Nähe an, Saklikent, weil wir endlich mal wieder ausgiebig wandern wollen. Das ist wirklich das schwerste am Reisen mit dem LKW, in Bewegung bleiben, auch wenn das Umfeld mal nicht so schön ist, das Wandern nicht so einfach, weil keine Wege ausgewiesen sind und wir kein Kartenmaterial haben oder das Wetter schlecht. Immer wieder wünsche ich mir, am Besten jeden Tag zwei Stunden zu laufen, aber allzu oft wird der Plan von anderem durchkreuzt und aus den 2 Stunden wieder mal nur eine oder gar keine. Dass wir Winter haben und die Sonne früh untergeht und das Wetter sehr unbeständig ist, hat sicher einigen Einfluss darauf. Aber dennoch, so richtig kommen wir nicht aus dem Knick.


Als wir durch ein kleines Bergdorf kommen, ist dort gerade Markt und endlich kaufen wir einige Dinge, die uns schon länger unter den Nägeln brennen. Tütün, türkischen Tabak, für Robert. Eine kleine türkische Gasbommel mit Kochaufsatz, weil unsere Gasflasche gestern ihren letzteen Atemzug getan hat und wir nicht glauben, schnell einen passenden Ersatz finden zu können, dazu einige leckere Fische, die vor Ort geschuppt und ausgenommen werden und Berge von frischem Gemüse. So viel das Herz begehrt. Lange Kilometer fahren wir an dem Fluß entlang, der die gewaltige Schlucht von Saklikent gegraben hat und kommen schliesslich im Ort an, von dem aus die Schlucht erst durch einen schmalen Holzsteg und später, so sagen uns zumindest die Fotos von glücklichen dickbäuchigen Touristen auf vergilbten Werbeschildern, teils knietief durchs Fluswasser geht. Prima! Nur nicht um diese Jahreszeit, denn aus dem knietiefen Weg ist ein schlammiger reissender und eiskalter Fluss geworden, dessen Tiefe sich nicht ohne weiteres bestimmen lässt und vom Betreten wird dringend abgeraten. Schade.

Da wir von dem Touristenzinnober im Örtchen abgeschreckt waren, hatten wir etwa zwei Kilometer vor dem Ort Saklikent einen Stellplatz auf einem Kiesstreifen direkt am reißenden Fluss ausgesucht.
Nachdem wir wenigstens einen Teil unserer geplanten Wanderung immer den Berg hinauf absolviert und den herrlichen weiten Blick vom Berg herab auf den sich windenden Fluss in seinem trotz des vielen Regens immer noch teils trockenen Kiesbett genossen haben, stiefeln wir voller Vorfreude auf das geplante Lagerfeuer und den gegrillten Fisch zum Maggi zurück.

Schande über mich, aber nach all den langen Jahren unterwegs habe ich immer noch nicht gelernt, ein Feuer anzumachen. Aber an diesem Abend, dem Abend vor meinem 40. Geburtstag hat Robert beschlossen, dass ich das jetzt lernen werde und ich willige ein. Kann ja nicht so schwer sein. Geduldig schichte ich erst Papier, dann kleines Gestrüpp, dann Hölzchen und dannn einige trockene Startästchen aufeinander. Einige Male versuche ich, das Feuer zu entzünden, aber es will einfach nicht. Zu nass ist das Gestrüpp und zu brennunwillig das türkische Toilettenpapier. Jammernd und enttäuscht laufe ich im Kreis und skandiere lauthals „ich armer kleiner Hase, kein Feuer, nein, nein“. So funktioniert das nicht. Am Ende zündet Robert das Feuer an. Mein Trost ist, dass auch er einige Zeit investieren muss und erst als er leise vor sich hinflucht, springt der Funke schliesslich über. Wir geniessen den Fisch und das Feuer und das glucksen des Flusses.

Einmal mehr denke ich, dass es so einfach ist, glücklich zu sein.

Noch vor dem schlafen gehen, werkelt Robert vorn im Küchenbereich vor sich hin und verpackt irgendetwas, mein Geburtstagsgeschenk. Seit Tagen zieht er mich damit auf, dass er ein familiäres Gemeinschaftsgeschenk zu meinem 40. organisiert hat, einen Saugroboter, der dann endlich die überall herumgeisternden Katzenhaare aufsaugen wird, wenn wir wieder in Berlin sind.

Am nächsten Morgen bin ich dann erleichtert, dass der Pappdummi, den ich schliesslich auswickele so gar nicht wie ein Staubsaugroboter aussieht. Obwohl, wenn man ihn nach links dreht? Robert sprach immer von einem Saugroboter mit kleinen Gattern darauf, so dass die Katzen mit Sturzhelm darauf durch die Wohnung fahren können?

Aber nein, das ist es tatsächlich nicht, irgendwann hab ichs raus. Robert meint, es habe endlos lange gedauert und ich könne das ruhig zugeben, denn ich sei ja jetzt 40 und da fangen solche Dinge eben an, ein wenig schwierig zu werden. Er meint auch, dass ich spätestens nachdem ich das papierene Display entdeckt hatte, darauf hätte kommen müssen, so eindeutig sei das gewesen. Nun denn. Robert und meine lieben Eltern und Geschwister haben mir ein neues Hobby verpasst, die Fotografie, der ich demnächst mit einer tollen Kamera nachgehen kann. Mal sehen wie sich das so ausgeht. Von diesem Tag an habe ich auf jeden Fall damit begonnen, meine Motive besser auszusuchen und die rätselhaften Zusammenhänge zwischen Belichtungszeit und Blende zu verstehen. Peinlich, dass ich das jetzt erst lernen muss, nachdem ich fast 10 Jahre mit einem Fotografen zusammen gelebt habe. Ich freu mich auf jeden Fall total darauf, auf Safari zu gehen und die Welt nochmal ganz neu zu sehen.

Danke Euch Allen herzlichst!!!!

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