Endlich ist eine Untermieterin für unsere Wohnung gefunden. Das hat unerwartet lange gedauert und unsere Nerven ganz schön strapaziert. Unser Zeitplan hat sich um mehr als 4 Wochen nach hinten verschoben und die Stimmung ist zwischenzeitlich auf dem Tiefpunkt angekommen. Statt die Adventstage in Marokko zu verbringen feiern wir den 1. Advent bei Minusgraden ohne Heizung in der Halle. Lebkuchen gepaart mit Drehorgel und Räuchermännchen von Ulli und Torsten mindern den Verdruss kurzfristig.
Zwischendurch nervt immer wieder eine der diversen Versicherungen, die Bank, die Telekom oderwerauchimmer mit irgendwelchen Rückfragen und Klauseln, von denen vorher nicht die Rede war. Gefühlt können wir jede aktuelle Hotlinemelodie mitsingen. Eva schwört, mit niemandem mehr einen Vertrag zu machen, der keinen persönlichen Ansprechpartner mit direkter Durchwahl nennt.
Auch in der Halle geht die Arbeit am Igl schleppender voran als gehofft. Dass unser Zeitplan vermessen war – kein Thema. Dass er bei Dauerfrost umgesetzt werden würde, hatten wir allerdings nicht gedacht. Wenigstens haben wir einen Gasherd und genügend Wasser für Tee und einen nicht enden wollenden Vorrat an Frustbier angelegt.
So entstehen nach und nach der Hochschrank mit Türen, der Gasschrank mit Abdichtung, beide Sitzbänke mit Klappmechanik, die Halterung für die zusätzlichen Dieselkanister und den neuen Tank, der Kühlschrank wird fixiert und auch die Bordbatterie und die Energiezentrale erhalten ihre Kiste. Dennoch, die Arbeiten verlaufen zäh, nichts passt wie es soll, alles muss korrigiert und dreimal angefasst werden, trotz sorgfältiger Vorbereitung. In der letzten Nacht bevor wir endgültig aufbrechen wollen schläft Robert eine Stunde, Eva immerhin drei.
Morgens versuchen wir, die Halle ordentlich zu hinterlassen und gleichzeitig alles, was wir unterwegs benötigen, einzupacken – und möglichst nicht mehr. Das gelingt uns, wie wir später feststellen werden, nur mittelmäßig, so dass wir auf dem Weg nach Süden immer wieder Gegenstände einlagern. Bei Roberts Eltern und auch bei meinen.
Und trotzdem bleibt eine lange Liste unerledigter Dinge, die wir während der Fahrt, wenn es ein wenig wärmer wird, in Ruhe erledigen wollen. Der Strom ist nicht angeschlossen, also funktionieren Kühlschrank und Licht nicht. Wasseranlage und Pumpe sind nicht eingebaut, die kommenden Wochen werden wir unser Wasser wie im Maggi in leeren Plastikflaschen lagern. Der Gasherd ist zwar eingebaut, die Gasleitung dahin aber undicht, wie uns der Trumaspezialist im hessischen Bergland erklärt, der unsere Gasheizung repariert hat, eigentlich nie Kunden persönlich empfängt, dafür aber 2 Stunden Zeit hat uns zu erklären, dass unser Neu-Einbau den Wert des Wagens maximal mindert und uns damit schlechte Laune macht.
Aber seit wir aus der Halle losgefahren sind, hat sich die Stimmung trotz aller Widrigkeiten schon wieder deutlich aufgehellt und wir beginnen, uns wieder auf die kommende Zeit zu freuen. Wir genießen die ersten Nächte im Igl, stellen fest, dass uns das neue Raumgefühl bestems gefällt und entwickeln schnell improvisierte Lösungen für Gas, Strom, Wärme und Wasser. Als wir am 26.12. die deutsch- französische Grenze überqueren haben wir schon wieder richtig gute Laune und freuen uns auf die kommenden 18 Monate.