Gjumri ist die zweitgrößte Stadt Armeniens nach Yerevan. Wir schlendern kreuz und quer durch die Stadt und staunen über das erste Etappenziel in unserer Destination Armenien. Auch viele Jahre nach dem verheerenden Erdbeben 1988 sind weite Teile der Vorstädte nicht wieder aufgebaut worden und das wirtschaftliche Leben liegt weitestgehend lahm. Wir fahren bald nach Marmaschen weiter, um das erste von vielen Klostern der kommenden Wochen zu besuchen. Neben der wunderschönen Tallage ist uns besonders die Anfahrt in Erinnerung geblieben.
Durch Dörfer, deren Reichtum aus steinigem Land, ein paar Schweinen und einem übriggebliebenen Ural oder Gas aus der UdSSR besteht, der für die Bestellung der mit Steinen übersäten Felder, dringend benötigt wird. Scheppernd, mit vor der Stoßstange aufgewickelten schweren Schneeketten die maroden und oft ungepflasterten Buckelpisten entlang polternd bewegen sich die schweren Kolosse bepackt mit Männern, Frauen, Kindern und Viehzeug durchs Land.
Wir fahren an einer mit den überresten von ehemaligen Wohnvierteln übersäten apokalyptischen Landschaft vorbei, aus der die verbleibenden Gerippe sozialistischer Bauten herausragen, von denen die Natur schon lange wieder Besitz ergriffen hat. In seiner völligen Starre schleicht sich bei uns das Gefühl der volkommenen Hoffnungslosigkeit ein, das uns in Armenien in den Blicken der Menschen noch oft begegnen wird.
Über eine marode Betonstraße erreichen wir eine der vielen Weltkulturerbestätten Armeniens. In völliger Stille liegt die Klosteranlage im Tal. In der Ferne sieht man eine Schafsherde auf der kargen Hügellandschaft grasen, von Weitem bewegt sich die Herde organisch wie ein Volgelschwarm.