Der Nase nach

5.2. – 14.2.2019

Wer der Nase nach reist kann sich nicht umsehen, sonst fährt er im Kreis.

Eines Morgens fiel uns ein, dass im Sommer Regenzeit in Westafrika herrscht. Regenzeit, das bedeutet massenhaft Mosquitos, unbefahrbare Wege und jeden Tag Regen. Einige Recherchen später war klar, dass unsere Route nicht wie ursprünglich geplant nach Süden und dann zu Roberts 50. Geburtstag im April nochmal zurück nach Marokko führen kann, wenn wir nicht ungefähr in Guinea schon mitten in die Regenzeit kommen wollen und dann immer mit dem Regen fahren würden.

Hin – Jan bis Okt 2019
Zurück – Nov 2019 bis Mai 2020

Marokko hatten wir als Sprungbrett nach Afrika verstanden. Nochmal tief Luft holen und dann geht es in wahrlich unbekannte Gefilde. Genau so war es dann auch, nur viel früher als gedacht. Atlas und Wüste haben wir wegen der Regenzeitrechnung ebenso auf die Rückroute verschoben wie das Geburtstagsfest in Marokko und uns in der zweiten Februarwoche durch Westsahara in Richtung Mauretanien aufgemacht. Marokko ist ein abwechslungsreiches und vergleichsweise einfaches Reiseland. Schon in Westsahara ändert sich das Bild.


Es wird einsamer, windiger und unwirtlicher. Wir fahren viel und schnell. Im Dunkeln erreichen wir einen Strand, wo Fischer den reichen Königskrabbenfang des Tages verladen und bekommen drei geschenkt. Am nächsten Übernachtungsplatz kurz vor der Grenze denken wir, dass wir an der Mole einer Geisterstadt schlafen, entdecken dann aber den wunderschönen Strand und die 50 französischen Wohnwagen, die sich fest in den Wüstensand eingegraben haben, um dem Wind zu widerstehen.

Irgendwann fahren wir nur noch und lassen die Bilder von Wüste und Meer, Nomadenzelten und Dromedaren, Steinen und Wüstenblumen an uns vorbeiziehen. Dazu Touaregmusik und schon sind wir in Mauretanien. 7 Stunden haben die Marokkaner uns an der Grenze in der Hitze stehen lassen. Aber immer noch sind wir besser dran als die rund 100 wartenden Lastwagen. Sie stehen seit 8 Tagen inmitten der glühenden Hitze und warten auf die Ausreise.

In Nouadibhou stehen wir im Innenhof von Ali unter einem Baum und reparieren den Geländegang. Jeden Tag zu Mittag treffen sich die jungen Leute aus dem Viertel hier im Nomadenzelt, das im mit Sand ausgestreuten Hof aufgebaut ist und trinken Thé a la Menthe. Auf halbem Weg nach Nouakchott suchen wir einen Übernachtungsplatz an der Küste und verlieren nach 10km die Piste im tiefen Sand. Wir drehen um und schlagen das Angebot eines jungen Soldaten aus, uns in der Dunkelheit durch die Wüste zu dem ersehnten Meeresplatz zu führen.

Mauretanien haben wir sehr rasch durchquert, weil es wahnsinnig heiß und windig wurde im Inland und zudem unser Geländegang Ärger gemacht hat. Die 500km Piste an der Iron Ore Bahn haben wir schweren Herzens verschoben. In Nouadibhou haben wir dann das VTG gefettet und alles geschmiert, dann ging es besser mit der Geländezuschaltung. Sollte aber noch ein paar Tage dauern bis wir uns wieder ins Gelände gewagt haben.

Inzwischen stellen sich auch die ersten spannenden Anpassungsaufgaben.

Wie hängen wir das Mosquitonetz so auf, dass die Hunde es nicht in der ersten Nacht zerfetzen? Wie schützen wir uns am Besten vor Malaria, wenn wir fast 12 Monate im Malariagebiet unterwegs sind? Werden sich die Hunde an Temperaturen von 40 Grad im Schatten gewöhnen können? Wie kochen wir in der Aussenküche, wenn uns der Wind den Sand und die Mosquitos um die Ohren jagt? Wenn wir unsere mühsam erkämpften 300l Wasser und 210l Diesel in den Igl tanken, bleiben wir dann in der ersten Sandkuhle stecken? Wie ertragen wir, dass ganz Afrika voller Müll und toter Tiere liegt?

Mittlerweile sind einige dieser Fragen geklärt. Das Mosquitonetz hängt und funktioniert bestens. Die Hunde akzeptieren dieses neue Element klaglos. Sicherheitshalber haben wir noch zwei Ersatznetze gekauft. Kostenpunkt in Deutschland 40€, in Senegal 1,50€…Dann haben wir uns hoffentlich stichfeste lange Hosen gekauft. Dazu alle möglichen Anti-Mückensprays und Räucherkringel.

Die Hunde und wir gewöhnen uns sehr langsam an 40 Grad im Schatten. Nach einer Woche Dauerhitze geht es aber schon viel besser. Leider haben wir fast alle Fotos von dieser Etappe durch einen Chiplesefehler eingebüßt, aber für einige Impressionen reicht es noch.

Im ersten zugegeben ziemlich tiefen Sandbett sind wir übrigens steckengeblieben und mussten uns freischaufeln, obwohl wir dachten, das sei kein Problem. Im zweiten, dritten und vierten dafür nicht mehr. Luft ablassen sei dank.

5 Kommentare zu „Der Nase nach

  1. An welcher Stelle seid Ihr ins Internet gekommen, um den Beitrag oben zu erfassen? Ganz klar ist mir nicht wo Ihr grad seid. Den Ort Nouadibhou, eine Halbinsel, habe ich lokalisiert. Weiter alles Gute! Ich smse an Wrobels!

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  2. Da seid ihr ja wirklich schnell gewesen!! Habt ihr schon an der rituellen Hundewaschung im Meer teilgenommen? Und habt ihr Dakar ausgelassen? Weiter gute Reise!

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    1. Hallo Björn! Liebe Grüße von der Petit Cote in Senegal, wo wir bei 40Grad am Strand sitzen und ab und zu ins Meer springen. Wir waren in Dakar, aber nur einen Tag, um das Passavant für den Igl zu verlängern. Dann waren die Präsidentschaftswahlen und das AA gab die Information weiter, man solle als Reisender lieber nicht in Dakar sein und es sei verboten am Wahlsonntag mit dem Auto über Regionengrenzen zu fahren. Also sind wir weitergefahren. Wo gab es die rituelle Hundewaschung? Pferde werden hier ständig im Meer gewaschen. Hunde haben wir noch nicht gesehen? Liebe Grüße Eva und Robert

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  3. Schoen von euch zu lesen. Diese Hitze die ihr beschreibt ist fuer mich das absolute NOGO. Mir ist heute in Suedfrankreich Mittags schon zu warm und ich bin froh, dass zur Zeit ein kraeftiger Wind fuer Erfrischung sorgt.

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